Musik

Frank Turner und die Neue – Plattenkritik zu „Be More Kind“

Wenn eine neue Liebe auf die Lebensbühne eines Menschen tritt, hat das sofort Auswirkungen auf den Gefühlshaushalt. Ein Lächeln zum Einschlafen, Gute-Laune-Musik aus dem Plattenspieler, die böse Gedanken verschwinden mit einer leichten Grund-Aggressivität in den Untiefen des Glücklichseins – höchst wahrscheinlich nur bis zur nächsten Krise. Frank Turner hat eine neue Freundin und das gönnt man ihm, ja, meiner Meinung nach merkt man das aber auch seiner neuen Platte an. Doch ist das jetzt gut oder schlecht oder am Ende sogar noch Trugschluss?

Mit dem siebten Studioalbum „Be More Kind“ brachte der britische Sänger im Mai 2018 ein ruhigeres Album heraus, politisch angehaucht und mit Balladen bestückt. Nicht, dass es auf seinen Platten nicht auch zuvor schon ruhigere Songs gegeben hätte, nur viele von ihnen hatten immer auch eine schöne Grundaggressivität mitklingen und stärkere Gitarrenriffs. Frank Turners Vergangenheit heißt eben Punk.

13 Songs sind auf der neuen Platte, die Texte wandeln zwischen der aktuellen weltpolitischen  und ihn in Gedankenkrisen stürzenden Gegenwart und dem Appell, wie schon der Albumtitel verrät, mehr Liebe für die Mitmenschen übrig zu haben. Gegen eine grundsätzliche Antipathie, die er in der Gesellschaft derzeit aufblühen sieht, in einer „Welt, die den Verstand verliert“, so singt er. Klar gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Populismus („Make America Great Again“, „1933“) gewandt. Für das neue Album braucht der Hörer Geduld und er sollte sich wirklich ein bisschen mehr als üblich mit den Textzeilen auseinandersetzen. Dann taucht auch die verloren geglaubte Grundaggressivität wieder auf, das Trotzige. Bei so viel politischen Statements kann man Frank Turner Absicht unterstellen, nicht auch noch musikalisch drauf hauen zu wollen. Geschadet hätte es „Be More Kind“ aber vermutlich nicht.

Die besten Songs für mich auf dem Album sind „1933“ (Hallöchen E-Gitarre <3), „Be More Kind“ (Akustisches Dahinschmelzen) und „Lifeboat“, bei dem das Intro so schön vorne weg tanzt und später noch Streicher und Bläser und ein leises Schlagzeug hinzukommt. Geht nicht besser.

Nicht so recht anfreunden kann ich mich aktuell mit dem Song „Little Changes“ und seinem Melodiechen, das mich eher an ein Kinderlied erinnert. Geschmacksache.

Fazit zu Frank Turners Album „Be More Kind“

Ich hab das Album beim ersten und zweiten Mal Hören definitiv unterschätzt. Dabei ist es statt zunächst angenommenem Liebesgesülze viel mehr der Versuch, die Welt mit einem Album etwas besser zu machen. Oder zumindest sich den Frust von der Seele zu singen. Vielleicht hat die Sache mit der Freundin zu noch mehr Sensibilität geführt („There She Is“). Vielleicht sieht man das als weiblicher Frank Turner Fan aber halt einfach auch nicht gern, wenn er plötzlich ständig (völlig übertrieben, aber gefühlt, ja) mit Frau auf Bildern zu sehen ist, statt nur mit seiner Gitarre. ??? (drei von fünf möglichen Ananas)

Anhören, los jetzt!!

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