Drei Jahre lang Reisen. Ein irres Abenteuer.
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Drei Jahre Weltreise: Diana zeigt wie’s geht

Weltreise:“Es ist wie eine Sucht. Ich kann einfach nicht aufhören zu reisen.“

Diana hat in Deutschland ihre Wohnung gekündigt, Möbel verstaut und zog los in die Welt. Bald liegt das gut drei Jahre zurück. Der Reise-Rausch packte sie nach den ersten Trips, Abenteuern und Katastrophen. Irgendwann war für sie klar: Ihr Rucksack bleibt für unbestimmte Zeit ihr Zuhause. Wir lernten uns in Perth kennen und reisten an der Westküste Australiens Richtung Norden. Monate später hat Diana Neuseeland und Südostasien hinter sich gelassen. Die 27-Jährige aus der Nähe von Dresden tingelt durch Südamerika und will bald in Peru ankommen. Was passiert eigentlich, wenn man das Reisen plötzlich satt hat? Und wie zum Teufel finanziert man solch ein Projekt?

1. Warum bist du raus in die Welt?

Diana: Ich studierte Vollzeit, schrieb Masterarbeit teilweise bis 3 Uhr morgens und arbeitete parallel im Jugendamt als Teilzeitkraft. Ich empfand das super anstrengend und wollte mir etwas Gutes tun bevor ich mich völlig der hektischen deutschen Arbeitswelt hingebe. Ich dachte mir: „This can`t be life.“ Wenn nicht jetzt wann dann!? Ich wollte das Leben genießen bevor ich mit Arbeit, Mann und Kinder sesshaft werde (sie lacht, und zwar ihr typisches Diana Lachen: laut, schrill und ehrlich – ganz tief aus ihrem Herzen). Ich hatte meinen Masterabschluss in der Tasche und war frei wie nie zuvor.
Ein zeitliches Limit setzte ich mir nicht. Meine Wohnung war gekündigt und meine Möbel bei meinen Eltern untergestellt. Freunde und Mama pflegen meine geliebten Pflanzen. Die Idee war ein Jahr Australien, drei Monate Farmarbeit, um ein zweites Visum bei Bedarf beantragen zu können und nach einem Jahr Australien drei Monate Neuseeland. Aus 15 Monaten wurden schnell 31 Monate.

2. Jetzt bist du bald drei Jahre auf Weltreise. Hattest du nie das Gefühl, du müsstest zurück nach Deutschland?

Diana: Ja und nein.
Ja an meinen Geburtstag, Weihnachten und als mir zwei meiner besten Freundinnen sagten, dass sie schwanger sind .
Nein, weil ich zwei Wochen vor dem Ablauf meines ersten Work and Holiday Visas ein Jobangebot in meiner Profession, der Heimpflege für traumatisierte Kinder, bekommen habe. Daher habe ich entschieden, mein zweites Visum direkt nach Ablauf des ersten zu beantragen. Nach einer Stunde wurde der Antrag bestätigt. Da ich mein zweites australische Visum nicht einfach so verschwenden wollte, blieb ich weitere 12 Monate in Downunder. Somit waren 2 Jahre um.
Südostasien ist nah an Australien und viele Backpacker schwärmten mir was vor. Ich wollte den Unterschied selbst erleben und erkundete viereinhalb Monate Indonesien, Vietnam, Laos, Kambodscha und Thailand.
Das Ende meiner Südostasienreise war 2016 im Januar. Auf keinen Fall wollte ich im Winter nach Deutschland zurückkehren. Ich hatte immerhin zweieinhalb Jahre Sommer hinter mir. Als ich an Südamerika dachte, kamen mir heiße, leicht bekleidete Frauen in den Sinn. Karneval ist doch im Februar in Brasilien, also muss es dort heiß sein, wenn die Menschen halbnackt durch die Straßen tanzen. Ein paar Wochen später buchte ich den Flug von Bangkok nach Sao Paulo.

Die Welt ist zu schön, um sie unerkundet zu lassen. Once the travelbug got you, you are lost. Es ist wie eine Sucht. Ich kann einfach nicht aufhören zu reisen. Mein jetziger Lebensstil ist viel verlockender als das kalte, gestresste, durchorganisierte Deutschland.

3. Wie stellst du es an, dass du möglichst wenig Geld brauchst?

Diana: Puh, das ist schwer zu beantworten. Ich kann zumindest sagen, wie ich effizient reise:

  • Hitchhiken anstatt überteuerte Busfahrten buchen (z.B. Greyhound)
  •  30 Busfahrten über sich ergehen lassen, anstatt überteurte Flüge zu buchen
  • Manchmal kommt man preislich besser weg, wenn man sich ein Auto mit mehreren Personen mietet und somit die Kosten teilt.
  • Carsharing über Internetseiten wie „Gumtree“ in Australien oder Facebook
  • Free Camping
  • Im Auto schlafen anstatt ein Hostel zu nehmen
  • Niedrige Ansprüche an Hotels haben (die Wahl fällt meist auf eines der billigsten trotz schlechter Reviews, durchgelegener Mattratzen, kleiner Zimmer, Dreck im Bad… nur bei Bettwanzen wird der Luxus- Maßstab etwas höher gesetzt)
  • Airbnb
  • Couchsurfing. Ich habe 20 mal in Australien, 20 mal in Neuseeland, 2 mal in Indonesien, 2 mal in Vietnam, und mehrere Male in Brasilien, Argentinien und Chile gecouchsurft. Allerdings couchsurfe ich nicht weil es „kostenlos“ ist. Erstens: Es ist nicht kostenlos, da ich mich immer erkenntlich zeige indem ich backe, koche, putze, oder meinen Host zu einem Drink oder Essen einlade. Zweitens: Ich couchsurfe, da mir der kulturelle Austausch, die Gastfreundlichkeit, die Wärme, das Interesse und die Herzlichkeit meiner Hosts mir individuelle und unvergessliche Erinnerungen schenken.
  • An Orten, wo ich länger sesshaft war, war es günstiger sich ein Zimmer wöchentlich zu mieten oder sich ein Apartment zu teilen, als ein Hostelzimmer täglich zu zahlen.
  • Gegenden, Städte, Nationalparks etc. eigenhändig erkunden anstatt überteuerte massenabfertigende Touren zu buchen ist immer günstiger.
  • Je nach Nutzungsbedarf ist Ausleihen oder Kaufen günstiger (z.B. Schnorchel- oder Wanderausrüstung habe ich gekauft aber für manche wäre Ausleihen preiswerter)…. ich habe Tage dafür geopferte, die besten Preis-Leistungs-Angebote ausfindig zu machen.
  • Secondhandkleidung kaufen anstatt sich neu einzukleiden
  • Auf Gemüsemärkten einkaufen anstatt bei überteuerten Großketten
  • Ich rauche zum Glück nicht (das kann dir in Australien zum Verhängnis werden) und mein Alkoholbedarf hielt sich auch sehr in Grenzen. Das würde viel Geld verschlingen.

Um sich 2,5 Jahre über Wasser zu halten können, muss man arbeiten. Man braucht definitiv viel Geld um in Australien, Neuseeland und Südamerika (über-)leben zu können. Das Geheimrezept ist hartes Arbeiten und nicht wählerisch sein bei Jobangeboten. Dazu kommen schlaues Reisen, niedrige Ansprüche und vor allem gute: Immer schön das Budget im Blick haben.

Karneval in Rio
Karneval in Rio

4. Durch welche Jobs hast du dein Weltreise-Budget aufgestockt?

Diana: Durch Farmarbeit südlich von Perth. Ich habe Brokoli, Blumenkohl, Rote Bete, Salat, Spinat und Kartoffeln geerntet. Außerdem war ich Küchenhilfe in einem thailändischen Restaurant in Darwin oder arbeitet im Housekeeping in einem Hotel in Palm Cove. Ich putzte in einem Yogastudio, putzte Fenster. In Cairns arbeitete ich als Sozialarbeiterin in der Heimpflege für traumatisierte Kinder.

Social worker in Residential Care for Children in Cairns – Sales Person for Breastcancer in Perth – Fenster putzen in Perth – Bauarbeiter (Construction worker) in Perth – Sozialarbeiter im Pflegekinderwesen in Perth – Putzkraft für ein Yogastudio

5. Dachtest du schon mal ans Aufgeben?

Diana: Ich habe nie ernsthaft ans „aufgeben“ gedacht, ich hätte es lediglich schön gefunden, z.B. an meinem Geburtstag Freunde und Familie um mich herum gehabt zu haben. Ich wurde des Öfteren „Travelsick“. Dann stoppte ich einfach das Reisen für eine kurze Zeit und suchte mir Arbeit um das Reisen im Nachhinein wieder mehr wertzuschätzen.

6. Welche Gegenstände in deinem Rucksack würdest du nie wieder hergeben?

Diana: Definitiv meine Kamera, Laptop, meine Second-Hand Mütze aus Neuseeland mit der ich ganz viele Berge bestritten habe. Meinen 60 Liter Deuter-Rucksack, trotz 1000 mal Reisverschluss auf und zu machen, hat er mich noch nicht im Stich gelassen. Und auf meine wertvollen handschriftlichen Tagebücher!

Sonnenaufgang Wo?
Ein atemberaubender Sonnenaufgang im Nationalpark Torres Del Paine in Chile.
Ein Lama oder Alpaka? Im Nationalpark?
Lamas Crossing!

7. Wie revanchierst du dich für all die Nettigkeiten, die dir die Leute auf deinem Weg schenken?

Diana: Ich zeige mich immer bei meinen Hosts erkenntlich indem ich backe, koche, beim Putzen helfe oder sie einlade. Wenn ich hitchhike, ist es die freie Entscheidung meiner Fahrer mich kostenlos mitzunehmen. Die Fahrer sind meist gelangweilt und wollen unterhalten werden oder sie haben Angst oder Mitleid mit mir als alleinreisende Frau. Ich werde definitiv wieder anfangen auch zu hosten, wenn ich mich irgendwo niedergelassen habe.

8. Du erlebst dutzende wunderbare Momente, welche bleiben WIRKLICH in Erinnerung?

Diana:  Meine ersten beiden Unterkünfte in Australien: Ein Catamaran und eine geile WG in Sydney. Außerdem saß ich hautnah neben einem Koala in der Wildnis für gefühlt eine halbe Ewigkeit. Ich lebte mit meinem Gastpapa in Perth sieben Monate zusammen. Auch ihn werde ich nie vergessen. Die Liste geht aber natürlich noch weiter: Schnorcheln mit Walhaien, Skydiving in Airlie Beach, Silvester in Sydney, Bungee Jumping in Neuseeland,Atemberaubende Wanderungen in Neuseeland. Für Südostasien fällt mir tauchen mit 20 Manta-Rochen ein, Rinjani als mein härtester Hike, dann die Paradies-Höhle in Vietnam. Ich hatte persönliche Kontakte mit Mönchen in Laos, das hat mich genauso geprägt wie die freiwillige Arbeit in einem Waisenheim in Kambodscha. Dann besuchte mich meine Mama in Thailand, das war eine tolle Zeit. Eine Tribe-Familie aus dem Norden Thailands schenkte mir ein handgemachtes Shirt. Und dann war da noch Karneval in Rio. Den kann man gar nicht vergessen. Wirklich in Erinnerung bleiben vor allem die Menschen, die ich auf meiner Reise getroffen habe.

10. In welcher Hinsicht hast du dich verändert?

Veränderungen!? Ich bin auf jeden Fall gelassener, von durchgeplant zu gar keinen Plan haben. Ich bin weltoffener, habe allerdings eine Antipathie zum kalten, gestressten Deutschland entwickelt. Ich genieße und wertschätze das Leben mehr und vergöttere meinen Lebensstil (lacht) der Ernst des Lebens kommt zeitig genug.

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Auch wenn Diana Freunde und Familie in Dresden, die Katze und ihr großes Bett vermisst – vorerst ist noch nicht Schluss. Sie lässt sich weiter treiben. Mal sehen, ob wir uns auf einer nächsten Reise wiedersehen.

Wenn ihr Fragen zur Weltreise an Sie habt, dann kommentiert gern diesen Beitrag.

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Diana und ihr Host-Daddy.
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Camping-Spot an der Westküste Australiens. Sonnenaufgang.
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Karijini Nationalpark – Diana, Verena, Manuel

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