Patellarsehnenriss: Endlich raus aus der Schmerzmittel-Wolke
Endlich raus aus der Schmerzmittel-Wolke, freie Sicht für all die kleinen Ziele, die in nächster Zeit bevorstehen. Vor fünf Tagen hat vorübergehend eine neue Zeitrechnung begonnen. Schon einen Tag nach dem Besuch beim Chirurgen am Dienstag stand mein OP-Termin fest, hab inzwischen schon alles hinter mir. Seither geht es aufwärts, seither zähl ich die Tage, bis ich endlich wieder normal gehen kann. Seither hab ich auch ein Bild vor Augen, was es mir da in meinem Knie zerfetzt hat. Die Sehne ist nämlich richtig, richtig massiv. Guckt mal gleich nachfolgend auf das Knie-Modell. Patellarsehnenriss direkt unter der Kniescheibe. Komplett. Deswegen konnte ich mein Bein auch nicht mehr anheben. Deswegen waren die Schmerzen höllisch.
Tag 0, OP-Tag
Plötzlich ging’s dann doch recht schnell. Theoretisch, hätte man den Riss nach Ansicht des Arztes auch schon am ersten Tag im Krankenhaus sehen und die Behandlung sehr viel schneller beginnen können, was die Heilung verbessert hätte. Vermutlich war aber einfach die Schwellung so stark, dass man rein gar nichts gesehen hat. Deswegen erkämpfte ich mir einen Tag später einen MRT-Termin, allerdings war der Schnellstmögliche hier im Goi auch noch fünf Tage entfernt. Als ich die Bilder hatte, war ich neugierig genug, um selbst durch die schwarz-weißen Aufnahmen zu klicken. Was kaputt war, erahnte man schon.
Links oben sieht man die Kniescheibe, über ihr verläuft eigentlich die recht dicke und robuste Sehne (schwarz). Auf dem Bild ist aber ein deutlicher Riss zu erkennen. Der obere Knochen ist der Oberschenkelknochen (Femur), der untere das Schienbein (Tibia). All das Weiße und Zerschlissene ist der Erguss im Knie.
Sofort operieren hieß es also, sonst vernarbt das Gewebe und die Sehne verheilt nicht mehr so gut, meinte der Arzt. Eine Stunde lang operierte er einen Tag später, nähte die Sehne wieder fest, mit drei sogenannten Bohrkanälen in der Kniescheibe. Danach klappte er die Haut wieder auf das Knie und nähte die beiden Lappen zusammen. Rund sieben Zentimeter lang ist die neue Narbe, die mich noch ein bisschen länger an den Vorfall erinnern wird.
Als ich nach der OP aufgewacht bin, schmerzte die ganze Angelegenheit doch mehr, als erwartet. Die Schwester sagte später wohl, dass das an meinem eher rothaarigen Typ liegt. Ehm? Was? Die Sommersprossen? Auf jeden Fall hab ich Morphium bekommen, damit wären vielleicht auch Elefanten eingeschlummert. Deswegen durfte ich allerdings auch noch nicht heim, sondern blieb noch einen Tag länger in der Neu-Ulmer Klinik.
Die Zeit nach der Patellarsehnenriss OP
Tag 1, Post-OP: Mein Chirurg ist zufrieden, nachdem er mein zusammengeflicktes Knie nochmal angeschaut hat. Mein Papa brachte mich nach Hause, wo ich noch gut 48 Stunden nicht ganz Herr meines Körpers war. Der Radius, in dem ich mich bewegte, reichte vom Sofa zur Toilette und wieder zurück. Die einzige Aufgabe war, die Thrombose-Spritze nicht zu vergessen, daran erinnerte mich mein Wecker, und zu kühlen. Die nächsten sechs Wochen werd ich nur mit Krücken unterwegs sein, ab Dienstag darf ich zumindest die steife Schiene gegen eine bewegliche tauschen und schonmal 30 Grad abwinkeln. Dann folgt auch die Krankengymnastik. Autofahren ist tabu.
Auch wenn ich die meiste Zeit nur zuhause abhänge, versuch ich doch nicht ganz untätig zu sein. Für den Rücken mach ich ein paar Dehnübungen, der zwickt nämlich schon. Und neben dem Sofa liegen auch ein paar Hanteln, damit soll zumindest die Muskulatur im Oberkörper noch ein bisschen trainiert werden, vielleicht verlier ich dann nicht all die Kraft. Die Oberschenkel, vor allem natürlich der linke, schrumpfen gewaltig. Das Essen ist ausgewogen und so von mir bestimmt, dass mein Körper all das bekommt, was er für sein Comeback dringend gebraucht, inklusive Soulfood. Noch diese Woche beginne ich dann auch mit Homeoffice, der Kopf will beschäftigt werden.
Ich hab inzwischen mit vielen Leidensgenossen gesprochen. Knieverletzungen haben in der Sportwelt ja immer Konjunktur. Allerdings gibt es unter meinen Bekannten niemanden, der sich die Patellarsehne schon einmal gerissen hat. Falls sich doch jemand findet, der diesen Beitrag hier liest und das selbe Schicksal teilt, bitte schreib mir. Ich freue mich auf deinen Erfahrungsbericht. Danke an all den Zuspruch und die Genesungswünsche von sämtlichen Seiten, auch die ehrlichen Meinungen. So fühlt man sich erstens nicht allein und zweitens hilfts der Motivation. Jede Nachricht, jeder Anruf hat alles ein bisschen erträglicher gemacht.
Für all diejenigen mit einem guten Magen, kommen nachfolgend noch die Fotos vor der OP und danach. Wem schon die Vorstellung zu viel ist, der sollte jetzt vielleicht doch besser nach oben scrollen. In den nächsten Beiträgen wird dann so langsam das Thema #recovery auftauchen. Vorher kommt aber noch ein Beitrag aus der Musikszene.
Danke für alles, Verena!
2 Comments
Anonymous
Huhu
Dein muttertier
Sogar krankenberichte von dir sind mega
Sonderlob
Tapfere maus
Bis bald
Noel
Ich habe gerade diesen etwas älteren Beitrag gelesen. Und ja Ich bin 25M Jahre alt und mir ist das ebenfalls jetzt vor kurzem beim Anheben eines schweren Gegenstandes auf der Arbeit passiert. Ich muss wohl zu diesem Zeitpunkt ziemlich schlecht beim Anheben gestanden haben, den innerhalb einer Sekunde hörte ich ein heftiges Knacken. Anfangs dachte ich ok das war es, mein Bein ist durch und ich schaute während ich unter der Fassungslosigkeit geparrt mit dem eines Schocks war nach unten und fasste mein Linkes Bein an. Als ich das tat fühlte ich das meine Kniescheibe komplett nach Links rausgesprungen ist und auch nicht mehr zurückspringt. Indem Moment schossen auch schon die schmerzen vom meinem linken Bein in meinem Kompletten Körper.
Nach 20Min kam erst der Rettungsdienst der mir ein starkes Schmerzmittel verabreichte davor hieß es Höllen-Qualen durchleiden.
An alle denkt dran Ihr seit nie allein mit euren Problemen.
LG. Noel 😀