Balkon des Lechtals im März 2024

Stablalm: Auf dem Balkon des Lechtals Gastfreundschaft feiern

Für diese Geschichte ist es gut zu wissen, dass ich in jüngeren Jahren als Chaoskind bezeichnet wurde. Zurecht. Vieles, was man so vergessen kann, habe ich vergessen. Vieles, was man verhauen kann, habe ich verhaut. Zweite Anläufe waren eher Regel als Ausnahme. Nach dem Studium war ich nicht mehr ganz so schusselig. Nur leider gab es damit auch weniger Anekdoten, die man irgendwann schmunzelnd erzählen konnte. Im März 2024 war ich für ein paar Tage allein unterwegs im Lechtal in Tirol. Und da war es wieder, das Chaoskind. Leidtragende waren diesmal die Wirtsleute auf der Stablalm. Danke und Sorry nochmal an dieser Stelle.

Wie es sich gehört, kehrte ich nach einer gemächlichen Wanderung in der Stablalm ein. Über ihr ragte die Elmer Kreuzspitze aus dem Nebel, unter ihr wärmten die Sonnenstrahlen langsam die Märzluft im Tal. Auf 1412 Meter war es noch frisch draußen, also wählte ich drinnen einen Tisch und bestellte a Kaspressknödelsupp. Zum Dahinschmelzen. Ich legte den Rucksack auf die Bank, hing Daunen- und Regenjacke an die Garderobe und genoss die Wärme des Kamins. Irgendwann hatte ich den Eindruck, dass die Sonne draußen ausreichend Kraft besaß, um nicht mehr frösteln zu müssen und zog auf die Terrasse um. Der Begriff „Balkon des Lechtals“ vermittelt eine recht gute Vorstellung von der Aussicht. Das Lechtal breitet sich nach Südwesten aus. Links und Rechts steigen die Bergflanken in die Höhe. Die Gipfel waren noch verschneit. Die Dörfer im Tal liegen verstreut neben dem türkisen Fluss, der ein imposantes Flussbett geschaffen hat. Die Aussicht war perfekt.

Wanderung zur Stablalm im Lechtal

Nach meinem Sonnenbad packte ich meine Sachen zusammen. Da ich den Forstweg hoch gewählt hatte, ging ich den etwas steileren aber sehr schönen Weg durch den Wald zurück hinab nach Elmen. Ich stieg ins Auto und fuhr – in Gedanken noch bei meinem kleinen Ausflug ins Lechtal – nach Hause.

Ein paar Tage später packte ich meine Sachen für die Flitterwochen in den Osttiroler Bergen zusammen. Wir wollten dort unter anderem Schneeschuhwandern gehen und wichtig war die oberste Schicht meines Outfits: meine geliebte Fjällraven-Jacke. Ich suchte und suchte und suchte. Irgendwann kam die Erleuchtung. Ja shit, sie muss im Lechtal geblieben sein. Ich ahnte, dass sie womöglich noch auf der Stablalm hing – bestenfalls.

Verena vor dem Großglockner

Hier ein Bild von der Jacke mit mir vor dem Großglockner. Es wäre wirklich arg gewesen, wenn ich sie nicht mehr wiederbekommen hätte. Über Social Media fand ich aber easy den Kontakt zu den Wirtsleuten.

„Hallo Verena, ja genau, die hängt noch hier….“, hieß dann die Antwort von Simone. Erleichterung. Und ja ich weiß, in Zeiten, in denen Autobahnen für verlorengegangene Geldbeutel gesperrt werden, ist die Jacke an der Garderobe vielleicht nicht gerade der Renner für die Pointe einer Geschichte. Allerdings ist das Ende umso herzlicher und deshalb mindestens diesen Beitrag wert. Denn nachdem das Rätsel um die verbliebene Jacke gelöst war, musste ich ja wieder an mein Lieblingsteil kommen.

Die Stablalm bei Elmen im Lechtal

Variante 1: Vor der Fahrt nach Osttirol über das Lechtal fahren, ziemlich schwanger hoch zur Hütte laufen, Jacke holen und ein großes Danke in Form eines sündhaft großen Mittagessens da lassen. Wieder runter laufen und am nächsten Morgen einmal quer durch Österreich.

Variante 2: Die Jacke kommt per Post zu mir. Ich bin immer noch sehr dankbar, dass die Wirtsleute diesen Weg mit mir gegangen sind. Pünktlich zu unserer Flitterwoche war die Ausrüstung schließlich komplett und der nächsten Bergtour stand nichts mehr im Weg.

Für uns geht es vielleicht bald wieder ins Lechtal. Ich habe gelesen, dass der Forstweg zur Stablalm kinderwagentauglich sein soll (meiner Erinnerung hätte ich nicht ganz vertraut) und würde dort gern mit einem üppigen Essen die Gastfreundschaft auf dem Balkon des Lechtals feiern. Das zweite Mal sollte dann ja alles nach Plan laufen. Und falls ihr dort vorbeikommt, dann nehmt euch die Zeit zur Einkehr. Es ist mir ein Anliegen. Spread the word.

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