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Was Wintersportler bei der Snow and Safety Conference lernen

Snow and Safety Conference Lech am Arlberg mit Geraldine Fasnachtac
Snow and Safety Conference Lech am Arlberg mit Geraldine Fasnacht

Für Wintersportler scheint nicht immer nur die Sonne. In den Bergen kann es richtig ungemütlich werden. Schneller, als man oft schauen kann, ist man beispielsweise Ersthelfer nach einem Lawinenabgang. Doch was muss ich tun? Woher weiß ich, wie ich Menschen unter einem Schneebrett richtig rette? Bei der Snow- and Safety Conference in Lech am Arlberg lernst du all das. Viele Schulungen und Vorträge sind kostenlos. In diesem Beitrag befassen wir uns Näher damit, was Wintersportler bei der Snow- and Safety Conference lernen. Nächster Termin: 13. bis 14. Dezember 2019 in Lech am Arlberg.

Wie werde ich zum Lebensretter?

Bei der Snow and Safety Conference in der Region Lech Zürs am Arlberg Anfang Dezember kann jeder teilnehmen. Vermittelt werden Kenntnisse in der Organisation von Verschütteten-Rettungen und im Umgang mit Technik wie dem Lawinenverschüttetensuchgerät, Sonde und Schaufel.

Abends gibt es weitere kostenlose Vorträge, die das Bewusstsein schulen, ob der Ausflug in den Schnee nun eine sinnvolle Idee ist, oder man an diesem Tag doch lieber einen Spaziergang in sicheren Gefilden unternimmt.

Hauptaugenmerk liegt auf der Vermittlung von Lawinen-Wissen. Welche Unterschiede gibt es? Worauf muss ich im freien Gelände aufpassen? Kann ich das Riskio im Schnee minimieren?

Um die letzte Frage vorweg zu nehmen: Ja, das Risiko lässt sich minimieren. Nach Einschätzung der Experten allerdings nicht ausschalten.

Was Wintersportler bei der Snow- and Safety Conference lernen

Die Snow and Safety Conference findet an zwei Tagen statt. Online ist bereits der Termin für das nächste Jahr vorgemerkt. Der Tourismusverband lädt jedes Jahr Top-Experten ein. Ein Teil der Fachleute schult die Teilnehmer im Schnee zum Beispiel, wie ich mich bei einer Rettung an einer Lawine verhalte oder wie sich die Schneedecke analysieren lässt.

Der andere Teil der Experten erklärt bei den Vorträgen am Abend das Wissen, das dahintersteckt. Dazu zählen die verschiedenen Lawinen-Arten, wie man sich als Wintersportler am besten auf eine Tour oder einen Skitag vorbereiten kann und soll. Auf unterhaltsame und informative Art und Weise wird man so besser auf Abenteuer im Schnee vorbereitet.

Nachfolgend schildere ich zunächst die Praxis-Einheiten und anschließend die Inhalte der Vorträge. Freut euch auch auf eine gehörige Portion Frauen-Power

Wie bediene ich eigentlich das LVS-Gerät?

Das Lawinenverschüttetensuchgerät – kurz LVS – gibt es von verschiedenen Firmen. Alle fünf laufen auf der selben Frequenz, funktionieren aber nicht gleich. Deshalb ist es ratsam, nach dem Kauf des LVS direkt in den Praxistest zu gehen. Um zu üben und gleichzeitig zu hoffen, dass man es nie anwenden muss oder der Anwendung vertrauen muss, wenn man selbst von einer Lawine erwischt wurde. Wenn aber wirklich, kann man sich in der Adrenalinsituation zumindest sicher sein, dass man den Umgang mit dem Gerät beherrscht.

Das LVS hat zwei Modi – den Sendemodus und den Empfangsmodus. Den Sendemodus stelle ich ein, wenn ich selbst im Powder oder auch auf der Piste unterwegs bin. Den Empfangsmodus stelle ich ein, sobald ich jemanden suche. Dann folge ich den Pfeilen und der sinkenden Zahl auf dem Display. Wird sie größer, gehe ich in die falsche Richtung.

Je näher man nun dem Verschütteten kommt, desto niedriger wird die Zahl. Das LVS funktioniert am genausten, wenn ich es ganz nahe zum Schnee ausrichte.


Der Wunsch nach der „Kultur des sicheren Skifahrens“

Für Wintersportler gilt nicht nur rücksichtsvolles Fahren als sichere Variante, um das Ende des Bergtages ohne große Blessuren zu überstehen. Das Gespür für die nötige Sicherheit im Schnee spielt ebenfalls eine wichtige Rolle.

Als ich im Dezember die Snow- and Safety-Conference am Arlberg besuchte, war die Zufahrtsstraße gesperrt. Das passiert in der Regel bei zu viel Verkehr oder zu viel Schnee. Von letzterem konnte Anfang Dezember 2018 nun wirklich keine Rede sein. Die Straßensperre blieb bis zum ersten Vortrag am Abend ein Rätsel.

Herrmann Fercher löste es auf – mit einer Portion Humor und aber vor allem dem ernsten Thema der nächsten beiden Tage. Der Landkrimi wurde zu dieser Zeit in Zürs gedreht. Und die Wissenschaft rund um die Lawinen, das sei nun mal auch ein Krimi, irgendwie, meinte der Chef des Arlberg-Tourismus. Um fundiertes Wissen drehten sich die Vorträge an den beiden Abenden und um letzten Endes nicht die tragische Hauptrolle in solch einem Krimi einzunehmen.

Da war zum einen Chrisoph Mitterer und seine Sicht der Dinge auf Gleitschneelawinen, die er „Fischmäuler“ nennt und in seinem Vortrag deswegen auch von der „Attacke der Fischmäuler“ spricht, in der Hoffnung, dass sich durch sein Sprachbild diese hinterhältige Lawinenart besser einprägen lässt.

Es ist nämlich so, dass Gleitschneelawinen ganz plötzlich abgehen und sich dann mit einer unberechenbaren Wucht bewegen. Sie entstehen laut Mitterer am Übergang von Schneedecke und Boden. Einen Gleitschneeriss sieht man bereits aus der Ferne. Ihr werdet es ahnen, der Riss ähnelt einem Fischmaul, das sich leicht öffnet. Und wenn dieser weit aufreißt, dann ist es besser, nicht in der Nähe zu sein. Dann reißt die gesamte Schneedecke weg und stürzt donnernd ins Tal, sagt Mitterer, der seit gut zehn Jahren zum Experte in Sachen Lawinen geworden ist. Er arbeitet derzeit beim Tiroler Lawinenwarndienst.

In einem weiteren Vortrag drehte sich alles um Entscheidungen am Berg. Stephan Harvey ist Geograf und Bergführer, Verantwortlicher für die Plattform whiterisk.ch zur Lawinenprävention und unter anderem Sachverständiger bei Lawinenunfällen. Er arbeitet zudem in der Prävention und nannte bei seinem Vortrag diverse Faktoren, die es im Schnee zu berücksichtigen gilt.

Wie stark ist der Wind? Wie viel Schnee liegt und wie viel davon ist neu? Befahre ich einen Sonnenhang? Was sagen mir die Lageberichte inklusive Lawinenwarnstufen und welche Konsequenzen ergeben sich für mich daraus?

Koryphähe Rudi Mair hat in den vergangenen Jahren noch mehr als sonst für eine gelungene Lawinenvorhersage gearbeitet und will endlich über Ländergrenzen hinwegsehen. Denn schließlich ist es ja auch so: „Lawinen scheren sich auch nicht um Ländergrenzen.“ Auch Rudi Mair greift das eingangs erwähne Thema Krimis auf und sagt, dass den meisten Menschen die Lawinen eben nur dort unter kommen. Zum Glück – dennoch ist Vorbereitung und Wissen das wichtigste vor jedem Ausflug in den Schnee.

Lesetipp in der Augsburger Allgemeinen: Mein Beitrag über Lawinentraining bei der Snow- and Safetyconference 2018.

Die Schulung erfolgte auf Einladung von Lech/Zürs-Tourismus

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